Was ist Tanz- und Bewegungstherapie überhaupt?
- Léa Winzenried
- 1. Feb. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Feb. 2023
Ich erkläre Tanztherapie gerne so: Es gibt Leute, die Unterstützung brauchen, jedoch nicht zu einem Psychologen wollen. Denn nicht jedem Mensch bringt es etwas, eine Stunde über sein Problem zu sprechen. Hier kommen die künstlerischen Therapien ins Spiel. Neben der Tanz- und Bewegungstherapie zählt auch die Maltherapie, Musiktherapie und Kunsttherapie dazu. Tanztherapie ist also eine Form der Psychotherapie und nutzt Bewegung und Tanz, um Menschen in individuellen Themen zu unterstützen.

Möglichkeit sich selbst zu entdecken
Tanztherapie ist eine wundervolle Möglichkeit, um sich selbst zu erforschen, die eigene innere Stimme zu entdecken und eine Verbindung zu den eigenen Gefühlen herzustellen. Es kann uns helfen, uns selbst besser kennenzulernen und uns auf eine tiefe emotionale Ebene zu bewegen, die uns ein Gefühl von Freiheit und Erleichterung geben kann. Tanztherapie kann uns helfen, unsere emotionalen Wunden zu heilen und uns emotional, spirituell und körperlich zu stärken. Durch die Kombination von Bewegung, Musik und Kreativität können wir uns auf eine tiefe Ebene erforschen und die Kraft finden, uns zu verändern und zu heilen.
Es gibt zwei verschiedene Therapieansätze. Je nach dem was das Therapieziel ist, kommt eine bestimmte zum Einsatz. Oftmals ist es eine Mischform.
Ressourcenorientiertes Arbeiten
Ressourcenorientierte Tanztherapie konzentriert sich darauf, den Klienten/die Klientin zu unterstützen, ihre inneren Ressourcen zu finden und zu entwickeln, um sich einerseits selbst zu heilen und andererseits persönlich zu wachsen. Jeder Mensch verfügt über eigene Ressourcen. Dazu zählen beispielsweise die körperlichen Fähigkeiten, Empathie, die Fähigkeiten zur Selbstregulierung, Kreativität, ein positives Selbstwertgefühl, ein gesundes Mass an Selbstvertrauen, eine gute Work-Life-Balance und die Fähigkeit, in schwierigen Situationen einen klaren Kopf zu bewahren.
Ich bin sogar der Meinung, dass jeder Mensch über dieselben Ressourcen verfügt, jedoch sind einige so schwach ausgeprägt, dass sie als nicht vorhanden gelten - abgeklemmt durch Erlebtes, Traumatas oder einfach nie damit in Berührung gekommen und somit unentdeckt. Sobald der Entschluss gefasst wird, eine Ressource zu stärken, kann die Aufmerksamkeit darauf gelegt werden. "Energie folgt der Aufmerksamkeit". Dadurch wird die eigene, bisher wenig spürbare, Ressource bestärkt. Ressourcenorientiertes Arbeiten zielt darauf ab, die Kreativität und die Kraft dieser individuellen Person zu nutzen, um sie zu unterstützen, ihre Ziele zu erreichen und ihr Potenzial zu leben.
Dieser Ansatz kann helfen, die psychische Gesundheit zu verbessern und ein besseres Verständnis für sich selbst zu entwickeln.
Prozessorientiertes Arbeiten
Prozessorientierte Tanztherapie konzentriert sich auf die Erforschung und Verarbeitung von Gefühlen und Erfahrungen, die zu emotionalen oder körperlichen Symptomen geführt haben. Dazu gehören Dinge wie Angst, Trauer, Wut und Stress. Durch prozessorientierte Arbeit kann sehr tief in die Psyche vorgedrungen werden und die "so erfolgreich" verdrängten Emotionen und Konflikte (oftmals sogar unbewusst entstanden im Kindesalter) an der Wurzel gepackt werden, die den Klienten/die Klientin seit Jahren schon daran hindern, sich zu verändern und zu heilen.
Ein tieferes Verständnis der eigenen Gefühle und Gedanken zu erhalten, kann helfen, sich selbst besser zu verstehen und Trigger sowie ungesunde Verhaltensmuster zu erkennen und frühzeitig zu handeln.
Therapie ist nicht (nur) für Erkrankte
Da unsere Gesellschaft zunehmend psychisch leidet und die Therapieplätze rarer und rarer werden, sehe ich eine nachhaltige Lösung darin, Therapie präventiv zu fördern. Ob sich die Regierung für unsere psychische und körperliche Gesundheit interessiert, da mit Krankheit und Angst am meisten Geld gemacht wird, sei dahingestellt. Aber WIR sollten uns für unsere Gesundheit kümmern, denn hat der dunkle Weg in der Abwärtsspirale begonnen, können wir nur hoffen, dass die richtige Unterstützung uns findet - und Medikamente sind es nicht.
Ich persönlich finde, dass Therapie für absolut jeden Menschen sehr wertvoll ist, denn jede/r einzelne von uns hat sein persönliches Rucksäcken, das verursacht, dass wir in gewissen Situationen völlig aus dem Kontext gerissen agieren und Andere verletzen (hier hilft prozessorientiertes Arbeiten, da es unverarbeitete/triggernde Erlebnisse gibt), oder uns Selbst verletzen, weil wir uns nicht trauen, nach unserem Bedürfnis zu handeln (hier hilft ressourcenorientiertes Arbeiten, da es unsere Selbstsicherheit zu stärken gilt).

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