Tanztherapie als Werkzeug für Spiritualität
- Léa Winzenried
- 1. Feb. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Feb. 2023
Der Begriff Spiritualität ist aktuell sehr verbreitet und löst in manchen ein inneres Zusammenziehen aus. Kann ich verstehen, da er durch die New Age Spiri-Bewegung bisschen negativ konnotiert ist. Dennoch ist Tanztherapie das nachhaltigste Werkzeug für mich, um auf meinen spirituellen Weg zu kommen bzw. zu bleiben. In diesem Beitrag erkläre ich, was Tanztherapie mit Spiritualität zu tun hat.

Bewusstseinserweiternde Erfahrungen
Spiritualität ist für mich ein Begriff, der oft verwendet wird, um eine persönliche Suche oder ein Empfinden von Tiefe und Bedeutung im Leben zu beschreiben. Für mich hat es viel mit Erkenntnis und Bewusstsein (-serweiterung) zu tun. Bewusstseinserweiterung erkläre ich mir so, dass das Bild, der Ausschnitt den ich sehe, meine Realität, weiter wird. Ich nehme links und rechts von diesem Bild plötzlich mehr wahr und auch dazwischen sehe ich Dinge, die wahrscheinlich schon immer in diesem Ausschnitt vorhanden waren, aber ich habe sie halt einfach nicht gesehen, weil mein Fokus irgendwo anders lag. Und dass ich den Bildausschnitt anders sehe, hat mit Neugier und Ruhe zu tun. Neugier, weil mein Geist offener ist und mehr vom Leben, von der Realität will, und Ruhe, weil er nicht mehr alles einsaugt, um beschäftigt zu sein. Mein Geist ist befriedigter, ruhiger und dadurch selektiver im Wahrnehmen.
Gefühl von Verbundenheit schaffen
Es kann eine Verbindung zu einer höheren Macht, zu spirituellen Praktiken oder zu den eigenen spirituellen Überzeugungen beinhalten. Spiritualität wird auch als ein Gefühl der Verbundenheit mit anderen und der Welt um uns herum beschrieben. In der Tanztherapie arbeiten wir oft mit Hilfsfiguren und Erlauberfiguren. Das sind geistige Helfer, die uns in unserem Vorhaben unterstützen. Als meine Angsterkrankung so gross war, dass ich mich nicht traute, alleine zu schlafen, sah ich mein Krafttier - ein Dinosaurier - in der Ecke sitzen. Er bewachte mich, sodass ich in Ruhe und frei von Panikattacken schlafen konnte. Sowohl in spirituellen Praktiken als auch in der Tanztherapie werden viele verschiedene Gefühle von Verbundenheit erzeugt: zu sich selbst, zu anderen, zu seinem Höheren Selbst, zu einem geistigen Team, zu Hilfsfiguren,...
Selbstexpression und inneres Erleben
Tanztherapie und Spiritualität sind in meinen Augen auch miteinander verbunden, da beide den Aspekt der Selbstexpression und des inneren Erlebens betonen. Es kann auch eine spirituelle Erfahrung sein, den eigenen Körper und Geist durch Bewegung und Tanzen zu erkunden. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Tanzen und Spiritualität subjektive Konzepte sind und die Verbindung zwischen ihnen von Person zu Person unterschiedlich sein kann. Jede/r Therapeut/in arbeitet auf seine/ihre Weise, mit seinen/ihren Überzeugungen und auch jede/r Klient/in ist unterschiedlich empfänglich für spirituelle Übungen.
Sich selbst begegnen
In die Tanztherapie gehe ich mittlerweile, um mein Leben tiefer - sprich spannender - zu empfinden. Durch das freie Tanzen begegne ich mir selbst. Ich entdecke mich. Was gibt's spannenderes, als sich selbst zu entdecken? Und das Schöne an dieser Entdeckungsreise - sie ist nie zu Ende.
Inspiration von innen heraus
Seit ich Tanztherapie praktiziere, sitze ich selten hin, um zu meditieren. Und das ist okay. Spiritualität ist so vielfältig. Ein Spaziergang im Wald ist das, was für andere der Sitz auf dem Meditationskissen ist. Das Wichtigste ist doch, dass wir etwas finden, das wir in unser Leben integrieren, ohne es uns vornehmen zu müssen. Denn nur dann ist es wirklich nachhaltig. Das Verlangen sollte im besten Fall so gross sein, dass unser Körper schon in Richtung Meditationskissen, in den Wald geht, oder anfängt zu Tanzen, ohne dass der Kopf sagt "heute sollte ich noch".







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